Weihnachten vorbei, Silvester vorbei, Urlaub vorbei. Macht aber gar nichts und hat auch etwas Gutes, denn ab heute gibt es wieder frisch und fröhlich neue Beiträge auf Blattgrün! Nachdem ich mir die letzten zwei Wochen ungefähr dutzend Dokumentationen über Foodsharing und Lebensmittelverschwendung angesehen habe, hatte ich ein ziemlich schlechtes Gewissen. Ich gehöre nämlich ebenso zu den Leuten, die hin und wieder viel zu viel einkaufen, die Schränke mit Lebensmitteln vollstopfen und sich dann darüber wundern, wenn sie irgendwo in der hintersten Ecke in den unendlichen Weiten des Kühlschranks zufällig ‘ne angerunzelte Paprika finden, weil für die Cremesuppe statt des verbilligten 6er-Packs sicher auch drei davon gereicht hätten.

Raphael Fellmer möge mir verzeihen, dass ich in meinem Leben vermutlich schon so einiges an Obst und Gemüse wegschmeißen musste, weil ich’s einfach nicht geschafft habe alles zu verwerten, aber glücklicherweise funktioniert die Einkaufs- und Zubereitungsplanung mittlerweile besser. Warum? Weil mit ein bisschen Plan, Zeit und Struktur alles leichter wird. Und weil ich weiß, dass es nicht nur mir so geht, sondern auch unzähligen anderen Menschen mit schlechtem Gewissen, möchte ich euch heute ein wenig mit Müllvermeidung vertraut machen.

NICHT OHNE MEINEN EINKAUFSZETTEL

Spontankäufe sind toll, weil wir uns auf unser Bauchgefühl und unsere Bedürfnisse verlassen und genau das mit nach Hause nehmen, was uns gerade ins Auge springt: Die neuesten Angebote, 2 für 1 oder wir kaufen einfach nach dem Motto “bunt und billig”. Dumm ist nur, dass wir zuhause oft gar nicht so viel damit anfangen können, wie wir anfangs dachten. Die oben genannten Paprika runzeln im Kühlschrank vor sich hin, die Big Pack-Kartoffeln treiben aus, weil man für’s Gulasch eh nur die Hälfte gebraucht hat und die Mülltonne freut sich über die Sachen, für die man völlig sinnlos Geld ausgegeben hat. Natürlich könnte man die übriggebliebenen, noch verwertbaren Lebensmittel den Nachbarn schenken, aber dazu später mehr. Hier ist eine gut durchdachte Einkaufsliste ein perfekter Begleiter für verpeilte Spontankäufer, verschwenderische Geldesel und “Was koche ich heute nur?”-Einkaufswagerlschieber.

Ich schreibe aus Erfahrung: Die Zubereitungsplanung ist das A und O eines glücklichen, bewussten und entspannten Einkaufs. Man spart haufenweise Geld, lässt sich nicht von bunter Werbung ablenken und senkt dabei das Risiko einer schnell gefüllten Biotonne. Einen kleinen Einblick in die Menüplanung gibt euch Hannah von Projekt: Gesund leben. Einfach mal alles gewünschte Essen der Woche aufschreiben, genaue Zutatenmenge inkludieren und somit gleich eine Liste für den Einkauf parat haben. Das mag vielleicht in diesem Moment ein wenig Zeit in Anspruch nehmen, erspart euch aber diese welche beim Einkauf.

MIT LEEREM MAGEN KAUFT MAN NICHT

Außer, man war vorher fleißig und hat die Einkaufsliste parat. ;) Wer hungrig einkaufen geht, kauft kalorienreich ein. Das bedeutet leider auch oft, den Einkaufskorb ungesund und großzügig zu füllen. Wenn der Bauch schon knurrt, vorher kurz Snacken und erst anschließend Einkäufe erledigen.

QUALITÄT VOR QUANTITÄT

Wir leben in einer Konsumgesellschaft, die durch Werbung immer wieder auf’s Neue manipuliert wird. Wir müssen viel haben und davon immer mehr. Auch bei den Lebensmitteln ist es nicht anders. Leider vergessen wir als Einzelpersonen bei den unzähligen, tollen Billigangeboten und Big Packs, über die wir im ersten Moment voller Freude und Kauflust staunen, dass wir sie auch verwerten müssen. Diese wunderhübschen Großpackungen wirken im ersten Moment gegenüber der einzelnen Lebensmittel vielleicht superbillig, wenn man sie jedoch nicht verwertet, war’s für die Katz und das Geld umsonst ausgegeben. Merke: Big Packs sind etwas für Großfamilien und Leute, die irrsinnig gern und viel kochen, sowie sehr gern und viel essen. Lass’ dich nicht von den bunten Angeboten verleiten, wenn du diese Dinge eigentlich gar nicht brauchst und pack’ stattdessen ein paar pestizidfreie Sachen aus dem Bioladen ein.

VOR DEM EINKAUF: KÜCHENCHECK

Was habe ich eigentlich noch an Frischware und abgepackten Lebensmitteln zuhause rumstehen? Oft kaufen wir neue Lebensmittel, ohne vorher nachzusehen, ob nicht sogar noch genügend dieser welcher in den eigenen vier Wänden verharren und darauf warten verkocht zu werden. Was bringt es Zutaten für eine große Ladung Chili sin Carne zu kaufen, wenn noch ganz viel frisches Gemüse für eine gute Brokkolicremesuppe im Kühlschrank vor sich hin vegetiert?

DIREKT VOM ERZEUGER KAUFEN

Weil die Regale in Supermärkten auch kurz vor Ladenschluss noch mit Frischware gut gefüllt sein müssen, damit auch die Späteinkäufer nicht verhungern, werden täglich tonnenweise noch genießbare Lebensmittel von Industrie und Handel in der Mülltonne um’s Eck entsorgt. Die Überflussgesellschaft lässt grüßen. Man kann dies, und ganz vielen unnötigen Verpackungsmüll, umgehen, indem man direkt beim Erzeuger einkauft. Milch, Eier und Fleisch gibt’s beim Bauern des Vertrauens oder am Bauernmarkt-Wochenendausflug. Obst und Gemüse kann man beispielsweise in sogenannten Biokisten (z.B. vom Biohof Achleitner in Eferding) sogar ganz gemütlich nach Hause bestellen und zwischen mehreren Kisten in drei verschiedenen Größen wählen. Brot und Gebäck kann man in guten Bäckereien vorbestellen oder ganz einfach selber machen. Das macht die Sache persönlicher, unkomplizierter und vor allem mehr Spass. Viel mehr Spaß als gestresst um halb 7 abends noch schnell durch die Supermarktgänge zu huschen.

SAISONAL UND REGIONAL KAUFEN

Tut nicht nur der örtlichen Wirtschaft gut, sondern auch der Umwelt und dem Klima. Bananen aus Südamerika und Erdbeeren aus Spanien mögen im Winter vielleicht richtig lecker sein, verpassen uns aber einen miesen ökologischen Fußabdruck. Außerdem gibt es auch bei uns im Winter richtig gutes und gesundes Obst, wie z.B. Äpfel oder Birnen. Wer trotzdem nicht auf die Erdbeeren verzichten möchte, sollte sie frühzeitig nach der Ernte in Österreich einfrieren oder stattdessen zu Tiefkühlobst greifen. Saisonale und regionale Produkte halten aufgrund der geringeren Transportstrecken länger, was bedeutet, dass -im Gegensatz zu langen Transportwegen aus fernen Ländern- nicht mehr so viel schlecht gewordene Ware aussortiert werden muss.

RESTE VERWERTEN

Wie schon im Punkt “Küchencheck” erwähnt, eignen sich viele Reste, die man noch zuhause rumliegen hat, für eine weitere ausgiebige Mahlzeit. Gemüsereste passen toll auf eine Pizza oder als Zutat für Hirse-, Bulgur- oder Quinoapfannen, Nudeln vom Vortrag eignen sich als Nudelsalat, gekochtes Gemüse macht sich gut als Suppe und aus Obst kann man immer noch Kuchen oder Smoothies machen. Einfach mal mutig sein, Neues ausprobieren und sehen wie es dem Körper schmeckt. Marlen von YOMA nennt das “Creatic Cooking” und hat darüber sogar einen eigenen Artikel geschrieben.

NICHT NUR MIT DEN AUGEN KAUFEN

Eine große Menge an Frischware wird bereits aussortiert, noch bevor sie überhaupt den Supermarkt erreicht. Das liegt vor allem daran, dass Bauern hierzulande, warum auch immer, eine Norm für das Aussehen der jeweiligen Obst- und Gemüsesorten haben. Ist eine Kartoffel zu klein, eine Gurke zu krumm oder sind die Blätter eines Kohlrabis zu braun, werden diese Produkte nicht verkauft und landen somit im Müll. Das ist nicht nur Ressourcenverschwendung, sondern auch sehr traurig. Seit Oktober 2013 werden bei Billa, Merkur und Adeg in Österreich Obst und Gemüse angeboten, das trotz eigenwilligen Aussehens einwandfrei in Qualität und Geschmack sind. Deshalb: Zeige Mut zur Hässlichkeit! Aber auch Milch, Joghurt und Schlagobers sind, richtig gekühlt, oft noch über das MHD hinaus genießbar. Für Kaffee, Tee, Nudeln und Reis gilt dasselbe Prinzip. Wenn es nicht ranzig riecht, schmeckt oder aussieht – Iss es!

ZUSAMMEN ISST MAN WENIGER ALLEIN

Du hast wieder einmal viel zu viel eingekauft? Diese schöne, bunte, leuchtende 20kg-Großpackung Kartoffeln konntest du einfach nicht im Regal stehen lassen? 2kg Spinat zum Preis von 1kg? Was? Muss ich haben! Solltest du dich spontan doch einmal wieder von deinem Hunger oder der Werbung leiten lassen, organisiere zumindest anschließend eine kleine Kochrunde mit deinen Freunden, der Familie oder den Nachbarn. So landet genug am Tisch, weniger im Müll und jeder freut sich über das gemeinsam gekochte Essen.
Bist du insgeheim doch zu faul, um die Wohnung noch schnell auf Vordermann zu bringen, bevor die Gäste kommen? Kein Problem! Auch hier gibt es eine tolle Alternative, die sich “Foodsharing” nennt. In Deutschland hat der Trend zum Weiterschenken verderblicher Produkte schon hohe Wellen geschlagen, in Österreich ist Foodsharing leider noch recht unbekannt. Zur Zeit gibt es zwei, mir bekannte, Fairteiler in Linz. Einmal direkt in der JKU und einmal in der Pädagogischen Hochschule neben dem ÖH-Büro. Ihr könnt hier aber auch gerne einfach selber ein wenig gucken, ob es in eurer Nähe einen Fairteiler, also einen Abgabe- und Abholschrank gibt.
Wer sich gut mit seinen Nachbarn versteht, kann auch einfach einen Korb mit dem Hinweis “zur freien Entnahme” in das Treppenhaus stellen oder einen Gemeinschaftskühlschrank in der Arbeit dazu nutzen Lebensmittel zu tauschen oder einfach ohne Bedingung zur Verfügung zu stellen. Möglichkeiten gibt es, wie ihr sehen könnt, genug! Sharing is caring, ihr Lieben. :)

DER GEMÜSEGARTEN

Du gehörst zu den Glücklichen, die einen Balkon oder sogar einen Garten ihr Eigen nennen können? Wunderbar! Nutze dieses Privileg und pflanze dein eigenes Essen an. Das Schöne an Pflanzen ist, dass sie nach dem Aussähen von selbst wachsen, wenn genügend Sonne und Regenwasser vorhanden sind. Kein Verpackungsmüll, keine stressigen Einkäufe, kein Bezahlen an der Kassa. Aber auch auf Fensterbänken kann man jede Menge Kleinzeug wachsen lassen, wie z.B. Kräuter oder kleine Paprika.
Letzten Sommer habe ich außerdem ein, für mich als Stahlstadtbewohnerin, tolles Projekt in Linz entdeckt, das sich “Linz pflückt” nennt. Die Seite zeigt mehr als 2000 öffentliche Bäume und Sträucher der Stadt, die von jedem nach Lust und Laune, sowie KOSTENFREI, gepflückt werden dürfen. Auch Obstbaum- und Gemeinschaftsgärten findet man dort. Äpfel, Kastanien, Kirschen, Zwetschken, Walnüsse, Birnen und Co. warten also nur darauf von euch gehamstert zu werden! Zur Zeit gibt es “Linz pflückt” als App für Android und WebApp für Firefox OS.

SELBST EINFRIEREN STATT TIEFKÜHLKOST

Gehörst du zu denen, die gerne mal mehr kochen? Reste lassen sich oft super einfrieren! So ersparst du dir für den nächsten Hunger Zeit, Stress und Geld. Das Einfrieren oder auch Einkühlen von Gerichten hat sich übrigens auch zu einem kleinen Trend gemausert. Dieser nennt sich “Meal Prep”. Hierfür wird ein Einkaufszettel für die komplette Woche erstellt, eingekauft, zubereitet und entweder im Kühlschrank oder dem Gefrierschrank bis zum nächsten Hunger aufbewahrt. Es müssen also nicht immer Salamipizza, Reispfanne oder Fischstäbchen aus der Tiefkühlabteilung im Supermarkt sein. Somit gibt es, als Pluspunkt, auch keinen versteckten Zucker, keinen Pferdefleisch-Skandal und keine industriell hergestellten Zusatzstoffe. Yey! Wer mehr über “Meal Prep” erfahren möchte und nach dazugehörigen Rezepten sucht, ist auf HarrVesper gut aufgehoben. Diese Seite steckt voller einfacher und gesunder Ideen. Super einfrieren lassen sich außerdem vor allem Suppen (püriert), Eintöpfe, Knödel, Chili sin/con Carne, Brot, Kuchen und Fleischgerichte.

ZUM MITNEHMEN, BITTE!

Du gehst gerne Auswärts essen? Obwohl in den USA die Mitnahme von Speiseresten, die dort “Doggy Bags” heißen, als positives Beispiel für die Müllvermeidung dient, ist die Frage nach dem Einpacken des übrig geblieben Essens in Europa laut Studien eher noch verpönt. Verstehe ich absolut nicht, denn ich lasse mir mein übrig gebliebenes Essen immer einpacken und auch ihr solltet euch nicht davor scheuen! Wäre ja wirklich schade drum! Das Restaurant freut’s ebenso, denn somit landet auch dort weniger im Müll. Wichtig dabei ist nur, dass es innerhalb von zwei Stunden im Kühlschrank landet, innerhalb von 24 Stunden gegessen wird und vor dem Essen nochmals gut erhitzt wird.

DOKUMENTATIONEN ZU DIESEM THEMA

Möchtest du ein bisschen mehr über die Hintergründe der Lebensmittelverschwendung, deren Folgen und Möglichkeiten zur Vermeidung wissen? Taste the Waste beleuchtet den Umgang der Industriegesellschaften mit Nahrungsmitteln und die globale Lebensmittelverschwendung. Möchtest du etwas über “Konsum und Müllvermeidung” im Allgemeinen wissen? Dann empfehle ich dir diese kurze, aber sehr interessante Dokumentation mit Annie Leonard, die sich The Story Of Stuff nennt. Einen kurzen Bericht über die sogenannten “Fairteiler” in Berlin findet ihr hier.

Bildnachweis: Kate Gibbs, www.kategibbs.com

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1 Kommentar
  • Marlen von YOMA
    Januar 12, 2015

    Wir haben heute Mittag darüber gesprochen, wie viel Müll man mit den Lebensmitteln nach Hause bringt… Es ist echt an der Zeit, dass sich auch hier etwas ändert!